Das Angebot richtet sich an Familien, die:
- in sozialer Isolation leben,
- in der die Eltern psychisch erkrankt sind
- als Multiinstitutionenfamilien (Familien die vielfache institutionelle Hilfe beanspruchen) beschrieben und
- als ressourcenarm wahrgenommen werden.
- Es soll mit Familien in einer Gruppe gearbeitet werden,
die ähnliche Problemstellungen zeigen.
Problemstellungen können beispielsweise sein:
- massive Überforderung der Eltern
- Probleme in der Erziehung / Eltern – Kind – Konflikte
- Vernachlässigung / Misshandlung
- Gewalt innerhalb der Familie
- ähnliche psychiatrische Diagnosen bei den Eltern oder einem Elternteil, wie Essstörungen, Depression, Suchterkrankungen (Co-Abhängigkeit!!) oder Persönlichkeitsstörungen, wie Borderlinerkrankungen etc.
Grundlage der systemischen Familiengruppenarbeit sind die Methoden und Konzepte der systemischen Familientherapie.
Aus systemischer Sicht werden die Entwicklung und das Verhalten von Kindern und Jugendlichen durch eine Vielzahl von Einflüssen aus mehreren sozialen Kontexten geprägt.
Zu jeder Zeit bestimmen Eltern, Verwandte, Schule, gleichaltrige Freunde, professionelle Helfer u.a. durch Einflussnahme oder deren Unterlassung das Verhalten von Kindern und Jugendlichen mit.
Dabei haben die Eltern den stärksten Einfluss und die Fachkräfte den geringeren. Die Aktivitäten in der systemischen Familiengruppenarbeit sind auf die erfolgreiche Gestaltung des familiären Alltags ausgerichtet. Dazu gehört in besonderem Maße, dass Eltern insbesondere in problematischen Situationen in der Lage sind, konstruktiv mit Verwandten, Nachbarn, Lehrern und anderen Fachkräften öffentlicher Einrichtungen umzugehen.
Soziale Isolierung wird von vornherein vermieden. In der Gruppe der beteiligten Eltern besteht die Chance, neue, kommunikativ abgesicherte Verhaltensweisen gegenüber den Kindern zu finden.
Die Gruppe stellt außerdem einen Rahmen dar, in dem der Umsetzung von neuem Verhalten durch interessiertes Nachfragen (auch soziale Kontrolle) Wichtigkeit und Nachdruck verliehen wird.
In der systemischen Familiengruppenarbeit lernen Eltern, sich aktiv mit anderen über die Probleme mit ihren Kindern auszutauschen. Dies führt im Verlauf der Arbeit zu einer Sensibilisierung für Probleme, zu realistischeren Einschätzungen und zu situationsgerechten Lösungen.
Eltern, die z.B. durch mangelnde Grenzsetzungen zum Entstehen von schweren Verhaltensstörungen (Umkehrung der Eltern-Kind-Hierarchie) bei ihren Kindern beitragen, können durch sozialen Vergleich und durch Abstimmung mit anderen zu einer neuen Orientierung in ihrem Grenzsetzungsverhalten gelangen.
Auch für die Vernetzung im Sozialraum bietet die systemische Familiengruppenarbeit den Familien einen guten Rahmen, in dem ganz unterschiedliche gegenseitige Hilfestellungen ermöglicht und angeregt werden.
Wenn es in der Familiengruppe gelingt, eine Atmosphäre des Vertrauens und Zutrauens zu entwickeln, dann wird diese Arbeit Einiges zu einer nachhaltigen Einbindung von Familien im Wohnumfeld beitragen.
Soziale Isolierung ist häufig ein entscheidender Faktor bei einer misslingenden Problembewältigung. Deshalb können sozial isolierte Familien in besonderem Maße von einer Familiengruppenarbeit profitieren.
Am meisten profitieren jedoch Kinder und Jugendliche, indem ihre Eltern mehr Stabilität und Sicherheit in ihrer Rolle als Orientierung gebende Instanz erreichen.
In den Hilfen zur Erziehung beobachten wir zunehmende Verarmung durch die Neuregelungen der Sozialhilfe mit Hartz IV, wachsende Hoffnungs-losigkeit, Frustration, Erziehungsresignation einhergehend mit fehlender Wahrnehmung der Bedürfnisse von Kindern durch ihre Eltern, die Zunahme von Stigmatisierungs- und Ausgrenzungsempfinden und sozialer Isolation in Jugendhilfefamilien und damit oft auch die Ausweitung von Helfernetzwerken in und um Familien.
Nicht selten bestehen neben Armut und Wohnungsproblemen erzieherischer Bedarf, psychiatrische Diagnosen und entsprechende Medikation bei den Kindern und zunehmend bei den Eltern.
Hinzu kommen belastete Beziehungen zu Kita und Schule bei der Konfrontation mit gesellschaftlichen Erwartungen an die Familie.
Das Konzept der Sozialraumorientierung unterstützt Herangehensweisen und Ideen zur fallübergreifenden Arbeit. Damit auch Vernetzung von Ressourcen aus verschiedenen Familien.
Unsere Erfahrungen aus Familiengruppen-arbeitsprojekten zeigen, dass diese Netzwerke hilfreich und unterstützend nachhaltig wirken. Unsere Haltung ist es, dass die Arbeit mit mehreren Familien zu besserer Vernetzung und zu einem wahrnehmbaren Ressourcenzuwachs führt.
Beobachtbar sind auch die Verringerung sozialer Isolation sowie eine höhere Auseinander-setzungsfähigkeit mit verschiedenen Perspektiven, was die Lösungsvielfalt für Schwierigkeiten und Probleme anbelangt.
Mit Familien in Gruppen zu arbeiten,
reduziert das Stigmatisierungsempfinden.
Dieses entsteht häufig, wenn Hilfe durch das Jugendamt oder andere Institutionen in Anspruch genommen werden muss, weil beispielsweise Kinder sich auffällig verhalten oder sich die Eltern aufgrund psychiatrischer Erkrankungen ausgegrenzt fühlen.
In Multifamiliensituationen kann die Begleitung einzelner Familien in schwierigen Situationen zwischen Kindern und Eltern durch die Kommentare, Ideen und Unterstützung durch andere Familien leichter erfolgen, als dies in Einzelsitzungen möglich ist, wenn sich die Familie sehr zentral im Beobachtungsfokus eines Beraters/Therapeuten fühlt.
Die Unterstützung und auch Kritik durch Familien, die mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen haben und damit ähnliches Leid und Verletzung kennen, wird oft als leichter annehmbar und hilfreicher von Familien erlebt, als wenn dies durch professionelle Helfer eingebracht wird.