Der Ansatz des Familienrats (auch "Verwandtschaftsrat", bzw. "family group conferencing") gewinnt seit einigen Jahren europaweit an Bedeutung. In Deutschland wird bereits in mehreren Bundesländern erfolgreich mit dem Familienrat gearbeitet, u.a. in verschiedenen Bezirken Berlins.
Der Familienrat nimmt die Kompetenzen und das Wissen von Familien in den Blick und nutzt diese als Ressource zu einer angeleiteten, aber selbständigen Lösungsfindung.
Das aktivierende und beteiligende Verfahren des Familienrates stärkt die Position der Empfänger von Jugendhilfeleistungen, da die Lebenswelt ins Zentrum des Verfahrens gestellt wird. Das Besondere dieser Hilfeleistung ist, dass die Lösungspläne von den Familien selbst entworfen und v.a. eigenverantwortlich umgesetzt werden.
Jede Familie hat hin und wieder Probleme. Der Familienrat ist ein Angebot für Familien, die ihre Kontakte nutzen möchten, um solche kleineren oder größeren Schwierigkeiten gemeinsam mit anderen zu lösen.
Fast jede Familie steht mit anderen Menschen in Verbindung, zu denen man Vertrauen hat: Das können Freunde und Bekannte, Verwandte oder Kollegen sein. Vielleicht sind es aber auch z.B. die Nachbarn, der Sporttrainer des Sohns, oder die engagierte Lehrerin der Tochter.
Diese Kontakte werden im Familienrat genutzt, um eine Situation gemeinsam zum Besseren hin zu verändern. Oft ist es leichter gemeinsam Lösungsideen zu entwickeln und dann umzusetzen. Für viele Menschen ist es zudem eine ermutigende Erfahrung festzustellen, wer alles bereit ist Unterstützung anzubieten.
Am Ende steht eine besondere Lösung, die Sie als Beteiligte selbständig entwickelt haben und die Ihnen gehört, da Sie am besten wissen was für Sie hilfreich ist.
Der Familienrat verläuft in drei Phasen:
In der Anfangsrunde
heißt die/der Koordinator/in alle TeilnehmerInnen willkommen und erklärt ihnen den Ablauf eines Familienrats. Die Eltern und die Mitarbeiterin des Jugendamts erläutern ihre Sicht der Situation und legen ihre Sorge dar, über deren Lösung gemeinsam beratschlagt werden soll. Wenn noch andere Fachleute eingeladen sind, so geben diese Sach-Informationen - aber keine Lösungsempfehlungen.
Der zweite Teil
ist privat und gehört ganz der Familie und ihren Gästen. KoordinatorIn und Fachleute verlassen den Raum, stehen aber für Nachfragen zur Verfügung.
In dieser Familienzeit wird ein Lösungsplan erstellt, der aus Ihrer Sicht sinnvoll ist und für den Sie (und Ihre Partner) die Verantwortung übernehmen wollen.
In der Abschlussrunde
stellen Sie Ihren Lösungsplan allen vor und stimmen diesen u.a. mit dem Jugendamt ab. Diese Phase wird moderiert von dem/der KoordinatorIn. Gemeinsam wird festgelegt, wie und wann eine Überprüfung des Plans erfolgen kann.